Lit-Trip No. 1 – Der Fürst des Parnass

Neues Jahr, neue Vorsätze. So auch bei partners in text. Als Germanistin schlägt mein Herz doch immer noch für die Literatur, die doch leider allzu oft zu kurz kommt. Meine Bücherwand enthält zahlreiche literarische Leckerbissen, die auf Lektüre warten. Diese würde ich gerne mit Euch teilen.
Um den Vorsatz realistisch zu halten – mit zwei kleinen Kindern ist Lesezeit, oh Wunder, rar – wende ich mich zuerst kleineren Werken zu. Manchmal sind diese ja auch nicht minder schlagkräftig und bieten allenfalls auch Euch überschaubare Unterhaltung.

No. 1 – Der Fürst des Parnass – Carlos Ruiz Zafon – 2014

partners-in-text-Literaturtipp
..., und zwischen Himmel  und Erde gab es keine grössere und wirksamere Rache, als die Schönheit und den Geist mit der Macht des Wortes zu meisseln, um hinter der Sinnlosigkeit der Dinge den Sinn zu finden.
— Der Fürst des Parnass.


Carlos Ruiz Zafon, geboren 1964 in Barcelona, erzählt in "Der Fürst von Parnass" über die Anfänge von Cervantes, der einst "Don Quijote" – eines der berühmtesten Werke der Weltliteratur – schaffen wird. Im Barcelona des 16. Jahrhunderts trifft der Buchdrucker Sempere auf den glücklosen jungen Dichter Cervantes. Zudem betritt ein unheimlicher Verleger mit Engel am Revers die Szene und ein unscheinbarer Acker wird zum sagenumwobenen Friedhof der Vergessenen Bücher. Die Erzählung handelt von schriftstellerischem Ehrgeiz, dem literarischen Scheitern und der grenzenlosen Liebe zu der tragischen Muse Francesca die Parma. 

Die kleine Erzählung bietet kurzweilige Unterhaltung und ist mit einer solchen Liebe zur Sprache verfasst, dass Ruiz Zafon mich ohne viel Aufheben in die Welt der frühen Neuzeit befördert. Liebe, Leidenschaft, Trauer und Verzweiflung kombiniert mit geheimnisvollen und wahnhaften Akteuren sorgen für Spannung. Viel mehr aber noch, ist der Schreibstil eine sprachliche Offenbarung. Wer wieder einmal in wunderbaren Worten schwelgen möchte, ist mit dem Fürst des Parnass bestens bedient. 

Und noch ein paar Kostproben

Eine versehrte Scharlachsonne ging am Horizont unter, als der Caballero Antoni de Sempere, von allen der Büchermacher genannt, die Mauer erklomm, die die Stadt abriegelte, und das Gefolge in der Ferne näher kommen sah. Man schrieb das Jahr des Heils 1616, und ein schiesspulvergesättigter Dunst wand sich über einem Barcelona aus Stein und Staub.
— Der Fürst von Parnass
Die Komödie lehrt uns, dass man das Leben nicht ernst nehmen darf, und die Tragödie lehrt uns, was geschieht, wenn wir dem keine Beachtung schenken, was uns die Komödie lehrt, ...
— Der Fürst von Parnass